
Fokus des Monats August
SO HUM – Wer bist du jenseits von Namen, Rollen und Erwartungen?
Was wäre, wenn du all deine inneren Bilder loslassen würdest – und stattdessen einfach nur wärst?
Im August begegnen wir nicht nur dem kraftvollen Mantra So Hum – Ich bin das,
sondern auch einer zentralen Frage aus der Jivamukti-Praxis:
Welche Bilder haben wir von uns selbst – und welche davon sind nur Illusion?
Die „Welt der Bilder“ – ein Spiegel deiner Gedanken
Wir leben oft in einer Welt aus Vorstellungen, Geschichten, Rollenbildern – darüber, wer wir sind, was wir leisten müssen oder wie wir zu sein haben.
Diese inneren Konstrukte prägen unsere Wahrnehmung – und erzeugen oft Druck, Stress oder subtilen Selbstzweifel.
„Ich bin nicht genug.“
„Ich bin nur wertvoll, wenn ich funktioniere.“
„Ich muss für alle da sein.“
„Ich darf erst entspannen, wenn alles erledigt ist.“
Doch diese Geschichten sind nicht die Wahrheit. Sie sind Vrittis – mentale Bewegungen, die laut den Yoga Sutren (I.2 – Yogas citta vritti nirodhah) zur Ruhe kommen dürfen.
Yoga Sutra IV.15 – Alles ist Projektion
„vastu-sāmye citta-bhedāt tayor vibhaktaḥ panthāḥ“
„Jeder Mensch nimmt das gleiche Objekt unterschiedlich wahr – je nach Zustand seines Geistes.“
Was wir sehen, spüren, glauben – ist nicht die objektive Wahrheit. Es ist gefärbt durch unsere Gedanken, Erfahrungen und Emotionen.
Auch das Bild, das du von dir selbst hast – ist nur eine Perspektive. Eine Möglichkeit von vielen.
So Hum erinnert dich: Du bist nicht diese wechselnde Wahrnehmung. Du bist das Bewusstsein, das sie sieht.
Wer bist du hinter deinen Rollen?
Wir alle tragen Rollen:
Vielleicht bist du Tochter oder Sohn, Mutter oder Vater, Partner:in, Kolleg:in, Macher:in, Yogaschülerin, Trösterin, Kämpferin…
Manchmal tragen wir mehrere Rollen gleichzeitig – und manchmal werden sie so schwer, dass wir uns selbst darunter nicht mehr spüren.
So Hum erinnert dich: Du bist nicht diese Rolle.
Du bist das, was darunter liegt.
Wenn du atmest – So… Hum… – atmest du nicht als Rolle. Nicht als diejenige, die funktionieren muss.
Du atmest als reines, lebendiges Sein.
Du bist nicht die Erwartungen anderer.
Nicht dein Stundenplan. Nicht dein To-do. Nicht mal deine Gedanken.
Du bist das – reines Bewusstsein.
Und wenn wir das auch im Gegenüber sehen?
Nicht nur wir tragen Masken und Rollen – auch unser Gegenüber.
Unsere Familie, unsere Freund:innen, unsere Kolleg:innen.
Auch sie sind oft gefangen in Bildern: stark sein müssen, nett sein sollen, sich anpassen, leisten, gefallen.
Wenn wir uns erinnern: „Ich bin das“,
dürfen wir auch erkennen: „Du bist das“.
Ich bin mehr als meine Rolle – und du bist mehr als deine Maske.
Ich sehe dich – nicht in dem, was du tust, sondern in dem, was du bist.
So Hum – Ich bin das. Du bist das.
So wird So Hum zu einer Brücke: von der Selbstverbindung zur Verbindung untereinander.
Ein stiller Raum, in dem echte Begegnung möglich wird – offen, liebevoll, jenseits von Etiketten.
So Hum – Ich bin das
Das Mantra So Hum wird in der Jivamukti-Tradition oft als Gegenmittel zur Illusionswelt verwendet.
Es ist ein Klang, der dich erinnert:
Du bist nicht deine Vergangenheit, nicht dein Körper, nicht dein Image.
Du bist das, was diese Dinge beobachtet.
In der Meditation auf „So“ beim Einatmen und „Hum“ beim Ausatmen entsteht ein heilsamer Raum zwischen dir und deinen Bildern.
Ein stiller Moment, in dem du dich selbst erkennst – ohne Maske, ohne Anspruch, ohne Rolle.
Yogapraxis als Spiegel
In deiner Asanapraxis kannst du diesen Fokus auf verschiedene Weisen einbauen:
-
Standhaltungen: Welche inneren Bilder tauchen auf? Stärke oder Zweifel?
-
Rückbeugen: Wie weit darf dein Herz sich öffnen – jenseits von Kontrolle?
-
Drehungen: Welche alten Rollen möchtest du „auswringen“?
-
Meditation: Wer bist du hinter deinen Gedanken und Erwartungen?
Jivamukti lädt uns ein, diese Fragen nicht mit dem Kopf zu beantworten – sondern mit dem Erleben. Mit der Stille. Mit dem Mantra.
Deine Einladung im August
Lass deine Bilder los. Oder schau sie liebevoll an – und erkenne:
Ich bin nicht dieses Bild. Ich bin das Bewusstsein dahinter.
Wiederhole innerlich:
🌬️ So… (Einatmung)
🌬️ Hum… (Ausatmung)
– so oft du magst.
Bleib bei dir – in deinem Atem, in deinem Sein.
Und wenn du bereit bist: sieh auch andere mit diesem Blick.
So Hum. Ich bin das. Du bist das.